Piranhas

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2001


Es gibt eine grosse Anzahl von verschiedenen Sägesalmlern, zu denen der Piranha zählt. Ich möchte aber besonders auf den bekanntesten Piranha dieser Gattung speziell eingehen. Den Roten Piranha, genauer die Unterart Nattereri, die ich selbst über 10 Jahre erfolgreich gepflegt habe.


Ich möchte seriöse Informationen über diese Fischart vermitteln, denn es wird sehr viel Unsinn über diesen angeblich sehr gefährlichen und angriffslustigen Fisch verbreitet. Man kann grob sagen das vieles davon schlicht weg nicht stimmt oder sehr stark übertrieben ist. Es handelt sich beim genauen betrachten eher um das Gegenteil. Ein Piranha ist kein Monster und auch keinesfalls ein angriffslustiger Fisch, sondern eher ängstlich und scheu aber dennoch berechnend. Kein Piranha wird gundlos irgend ein Lebewesen angreifen. Auch ist seine Hauptbeschäftigung nicht das fressen von ganzen Rinderherden oder gar Menschen.


Allerdings ist es einem mittelgrossen Schwarm dieser Fischart problemlos möglich ein Rind oder einen Menschen der nicht schnell genug aus dem Wasser kommt, zu töten und aufzufressen. Dies ist aber auch anderen weniger bekannten Raubfischen möglich. Andererseits stellt ein Aquarium für einen Piranha nur ein begrenztes, und eingeengtes Territorium da, etwa vergleichbar mit einem kleinen, abgeschnittenen Überschwemmungsgebiet wie sie durch die Regenfälle in Amazonien recht häufig vorkommen. Besonders grosse, hungrige Fische könnten evtl. die Hand des Besitzers als eine Bedrohung ansehen und sie angreifen. Vorsicht ist also immer angebracht!


In der letzten Zeit gab es u.a. auch einige TV-Beiträge über Piranhas, welche jegliche vorige Aufklärung zunichte machten. Dort wurde u.a gezeigt wie Piranhas grosse Nagetiere und Schlangen angegriffen haben. Die Bilder waren recht eindrucksvoll, aber niemand hat gesagt wie diese Bilder entstanden sind. Es handelt sich dabei um absolute Einzelfälle. Die meisten Szenen sind sicher gestellt oder geschickt zusammengeschnitten worden.


Der Piranha übernimmt in seiner Heimat, dem Amazonasgebiet, im gewissen Masse auch die Aufgabe einer Gesundheitspolizei. Er frisst neben den normal erbeuteten Fischen auch kranke und tote Fische. Das Immunsystem dieses Fisches ist sehr stark ausgebildet, und unempfindlich gegen normale Fischkrankheiten, was nicht heissen soll das man es nicht so genau mit den Wasserwerten nehmen muss. Irgendwann ist auch für einen Piranha eine Grenze erreicht. Er ist auf hohe Kupfer, Nitrit oder andere Schadstoffwerte genauso empfindlich wie jeder andere Fisch auch.


Sein natürlicher Lebensraum ist sehr gross. Piranha Arten sind in nahezu allen Flüssen Südamerikas beheimatet.


Piranhas leben in Klar-, Weiss- und Schwarzwasserflüssen, mit recht verschiedenen Wasserwerten. Dennoch haben alle genannten Wasserarten eines gemeinsam. Es handelt sich um Weichwasser.


Schwarzwasser

pH 3,8 - 5,0. Carbonathärte 0,0 - 0,2dKH

Klarwasser

pH 4,6 - 6,6. Carbonathärte bis 0,3 dKH

Weisswasser

pH 6,5 - 7,4. Carbonathärte 0,2 - 0,5 dKH


Der Temperaturbereich liegt zwischen 26 und 30 Grad Celsius.


Ein Piranha ist trotz aller unsinnigen Mythen dennoch ein gefährlicher Raubfisch. Eben ein fleischfressendes Tier im Wasser mit all seinen Konsequenzen und Risiken.


Ist es sinnvoll ein solches Tier überhaupt in einem Aquarium zu halten?

Ein komplizierter Punkt, der die Aquarienhaltung aller Fischarten betrifft. Ich halte es jedoch für möglich auch eine so grosse und gefährliche Fischart in einem ausreichend grossen Aquarium zu halten, ohne von Tierquälerei zu sprechen. In einem solchen Becken sollte sich auch ein unterlegendes oder geschwächtes Tier noch ohne ständig bedrängt zu werden, verstecken oder entfliehen können. Revierkämpfe und ein wenig Gerangel sind bei dieser Fischart nunmal an der Tagesordnung.


Ein Piranha ist kein Anfängerfisch es ist ein recht ausdauerndes Tier, welches u.a. besondere Ansprüche an das Futter stellt. Mit Flockenfutter ist so ein Fisch nicht zu ernähren. Man sollte sich eine Anschaffung wirklich genau überlegen.


Was sollte man beachten, wenn man Piranhas pflegen möchte? Zuerst sollte man darüber nachdenken, das ein solch grosser Fisch einen recht grossen Lebensraum benötigt. Als Grobe Regel kann man 100l Wasser je Piranha als Minimum ansehen. Ein Piranha ist ein Schwarmfisch, und sollte daher immer in Gruppen von mindesten 5 bis 10 Tieren gepflegt werden. Eine Einzeltierhaltung grenzt an Tierquälerei.


Denn sollte man sehen, ob man in der Lage ist ideale Wasserwerte herzustellen. Entgegen der Fachliteratur bin ich der Meinung das man Fische möglichst ein naturähnliches Wasser anbieten sollte wenn man dazu in der Lage ist. Piranhas und andere Fische können zwar auch in hartem Wasser überleben, dies stellt jedoch kein Idealzustand da.


Es empfiehlt sich ausserdem sich Fachliteratur über diese Fischart zuzulegen. Im bede Verlag ist ein recht gutes Buch von Hans Gonella erschienen. "Faszination Piranhas". Dennoch zählt Erfahrung mehr als Bücher. Ich bin auch nicht mit allen Meinungen des Autors einverstanden. Auf einige Punkte werde ich aber sicher noch eingehen.


Der Piranha im Aquarium

Nachdem ich im ersten Teil dieser Seite mehr auf grundlegende Informationen über den Fisch und seinen Lebensräumen eingegangen war, möchte ich nun einiges über dessen Aquarienhaltung erzählen. Dabei stütze ich mich zum Grossteil auf eigene Erfahrungen. Man glaubt gar nicht was man mit diesem Fisch alles erleben kann.


Die Einrichtung

Als Bodengrund kann ich feinen Sand 0 - 2 mm empfehlen. Es wird zwar von einem hellen, reflektierenden Bodengrund gewarnt, jedoch kann man dies auch durch eine gute Bepflanzung und viele Verstecke relativieren. Es gibt allerdings auch dunkleren Sand, welcher zu bevorzugen ist. Ist aber auch eine Kostenfrage. Keinesfalls empfehlen kann man gröberen Kies. Pflanzen-, Futter- und Kotreste geraten dazwischen und vergammeln langsam. Der Boden verfault innerhalb weniger Monate und belastet das Wasser enorm. Ich selbst hatte diese Erfahrung machen müssen, und tauschte den Bodengrund gegen Sand aus. Bei Sand bleiben die Verschmutzungen an der Oberfläche und werden von der Strömung in den Filter getrieben oder werden von Bakterien vor Ort zersetzt.


Die Beleuchtung sollte eher gedämpft sein. Ich habe über meinem 720l Aquarium nur 2x58W Leuchtstoffröhren. Entsprechend anspruchslos sollten auch die Pflanzen sein. Es empfiehlt sich eine Kombination aus verschiedenen Farnen und Moosen, sowie Amazonas Schwertpflanzen und andere anspruchslose Pflanzen. Um das Licht zu dämpfen, wächst bei mir eine Schwimmpflanze auf der Wasseroberfläche. Lemna Minor, auch als Entengrütze bekannt, eignet sich hervorragend und ist gleichzeitig ein guter Indikator für die Wasserwerte (vor allem Eisen). Es sind auch einige Aquarien fast ausschliesslich mit Wurzelhölzern dekoriert. Einige Höhlen aus Moorkienholz oder eine ruhige, dunkle Ecke wird von Piranhas gerne als Rückzugsmöglichkeit angenommen.


Der Filter muss entsprechend gross dimensioniert sein. Ein einfacher Standard Topffilter ist bei weitem nicht ausreichend. Ich persönlich kann einen HH-Mattenfilter nur empfehlen. Zusätzlich sollte evtl. ein Mechanischer Schnellfilter eingesetzt werden, um die Schwebstoffe aus dem Wasser zu entfernen. Das ein Filter nicht ständig gereinigt werden darf, sollte eigentlich klar sein, wird aber im nächsten Punkt noch extra erwähnt. Ein HH-Mattenfilter ist übrigens absolut wartungsfrei. Er darf nicht gereinigt werden. Erst wenn die Matte kein Wasser mehr hindurchfliessen lässt. Das passiert aber eigentlich fast nie.


Das Einfahren des neuen Aquariums

Über dieses Thema habe ich eine Extra Seite geschrieben, zu finden links im Menü unter Neueinrichtung. Bitte keinesfalls direkt nach dem Befüllen des neuen Aquariums Fische einsetzen. Das sind garantierte Todeskandidaten. Die Einlaufzeit sollte bei einem grösseren Aquarium schon 3 - 4 Wochen betragen.


Piranhas sind sehr schreckhaft

Damit man beim Einsetzen der Fische oder auch zu einem späteren Zeitpunkt nicht davon überrascht wird, sollte man vor dem Einsetzen folgendes wissen. Piranhas sind fürchterlich schreckhaft, und geraten sehr schnell in Panik wenn sie eine Situation nicht überschauen können. Nicht nur bei mir, haben sich gerade die Jungfische direkt nach dem Einsetzen mit voller Wucht in den Bodengrund oder unter irgendeinem Einrichtungsgegenstand versucht zu verstecken.


Ich musste 2 Fische bereits am ersten Tag unter einer Moorkienholzwurzel befreien. Vor Schreck sind sie mit Anlauf darunter gestossen, kamen aber nicht wieder heraus. 2 andere Fische hatten sich ein paar Wochen später bei Wartungsarbeiten am Becken vor Angst fast bepisst und sich hinter einem aktiven Heizstab gequetscht. Die darauf folgenden Brandwunden hatten sie dabei gar nicht gemerkt. Die Fische hatten grossflächige Verbrennungen, die aber mit der Zeit ausheilten. Seitdem versuche ich alle Einrichtungsgegenstände Piranha-Sicher zu machen.


Meine grossen Fische bekommen zwar wesentlich seltener Panik als als Babyfisch, dennoch schwimmen sie urplötzlich wie von der Tarantel gestochen durchs Aquarium und denn recht lautstark gegen irgendwelche Gegenstände, Scheiben oder der Abdeckung. Anders ist es, wenn die Fische eine Gefahr rechtzeitig bemerken und als ungefährlich einstufen. Meine Hand im Aquarium regt schon lange keinen Fisch mehr auf, sie verstecken sich zwar zeitweise in ihrer Ecke, schauen aber oftmals interessiert zu. Eine Pflanzenzange mit Verlängerung greifen sie regelmässig an und beissen in den Kunststoff, besonders wenn ich in ihrer Ecke die Amazonas Pflanze kürze.


Füttern von Piranhas

Das füttern dieser Fische ist ein recht heikles Thema. Dabei ist es ein Fisch wie jeder andere auch. Piranhas fressen nicht alles was man ihnen gibt. Gerade bei Jungfischen ist häufig eine Ablehnung von grösseren oder unbekanntem Futter zu bemerken.


Die möglichen Futterarten habe ich in einer eigenen Rubrik näher beschrieben. Ich habe meine Jungfische täglich mit einer kleineren Portion Futter gefüttert. Mit zunehmendem Alter sind die Futterstücke zwar grösser geworden, die Intensität hat aber nachgelassen. Derzeit füttere ich nur nach alle 2-3 Tage eine angemessene Menge. Die Menge genau zu bestimmen ist nicht einfach. Man sollte aber darauf achten das jeder Fisch ein Stück abbekommt.


Überfüttern kann man die Fische zwar kaum, da sie irgendwann nicht mehr weiter fressen, jedoch werden die Fische bei einem Überangebot fett und träge. Die primär grössere Gefahr besteht darin das gammelnde Futterreste das Wasser verdrecken und die Fische an einer Vergiftung eingehen können. Daher ist eine sehr gute Wasserhygiene wichtig.


Das war es im groben, ich werde diesen Text bei Zeiten immer etwas erweitern. Details zur Piranha Haltung beantworte ich gerne und durchaus ausführlich per E-mail.


Andreas


PS: Dieser Text entstammt der alte Homepage. Ich habe diesen nur etwas korrigiert und Umlaute eingefügt.

Aquarium in seiner besten Zeit
kleiner Schwarm versteckt sich
Vorspiel der Eltern